Phylopsy für Cembalo und Barockensemble
Immer wieder liebe ich es, mich mit verschiedenen philosophischen Themen zu beschäftigen. Vor kurzem las ich mich in die Gedankenwelt von Sir Karl Popper ein. Dabei traf ich auf den Begriff "Trialismus", der eine Erweiterung des uralten "Leib-Seele-Dualismus" darstellt, nämlich in der Weise, dass Popper dreierlei Wesenheiten annimmt: den Körper (Physis), den Geist oder die Vernunft (Logos) und die Seele (Psyche).
Diese Gedanken übertrug ich in die Musik, wo es für mich auch drei ganz wichtige Grundbausteine gibt: den Rhythmus - analog also Physis; die Linearität, Melodie oder Polyphonie - als Logos gedacht; und die Harmonie oder das klangliche Über- und Hintereinander - mit der Psyche gleichgesetzt. Natürlich gehen alle Bausteine ineinander über, aber beim Komponieren habe ich mich jeweils stärker auf einen der Bausteine konzentriert.
Noch tiefer verstrikte ich mich auch in eine Zahlenwelt, die das ganze Werk zusammenhält. In vielen Bauwerken oder auch geistigen Werken der Menschen aber auch in der Natur spielen die Fibonacci-Zahlen oder der Goldene Schnitt oder bestimmte Proportionen eine große Rolle - so auch in diesem Werk.
Doch bei all diesen Überlegungen ist es für mich besonders wichtig, dass die Strenge der theoretischen Gedanken nicht Herrin über die musikalische Aussage wird. Material oder Zahlen sind nur Dienerinnen für die Musik, die ich komponierte ... und Musizierende und Zuhörende sollen nie vom Technischen der Komposition erdrückt werden.
Uraufführung: 17. Juni 2014, 20:15 Uhr, ORF Landesstudio Tirol - "Musik im Studio", Tel.-Nr. 0512-566533 / Mail / Peter Waldner (Cembalo) / Pandolfis Consort Wien |